Am 03. Februar 2016 fand auf Einladung der Kulturlobby ein Treffen der Potsdamer Kultur- und Kreativhäuser statt. Ziel war, sich gegenseitig über den jeweiligen Stand der Rahmenbedingungen zu informieren und Aussagen zur allgemeinen Lage der Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden und der Stadtteil- und Soziokultur in Potsdam abzuleiten.
Neben Vertreter*innen der Kulturlobby nahmen Akteur*innen aus
- dem Kreativhaus Rechenzentrum
- dem Atelierhaus Panzerhalle Groß-Glienicke
- dem freiLand Potsdam, (u.a. offenes Atelier/Laboratorium)
- dem Archiv in der Leipziger Straße
- dem Atelierhaus SansTitre
- dem Bandprobenhaus in der Ahornstraße
- dem Brausehaus in der Geschwister-Scholl-Straße
- dem Atelierhaus Scholle51 und
- von der Wagenhausburg Hermannswerder teil.
Wichtigste Erkenntnis des zweistündigen Gespräches ist, dass die RAUMFRAGE weiterhin brandaktuell ist:
- Dies betrifft vorwiegend Musiker*innen und Bands: Die Proberaumhäuser in der Ahornstraße und in Rehbrücke sind (gerüchteweise immer wieder) vom Verkauf und damit von Kündigung bedroht. Derzeit unter anderem durch den Wegfall von Proberäumen in Bornstedt neu entstehender Bedarf kann momentan nicht aufgefangen werden, da die Häuser in der Ahornstraße und in Rehbrücke bereits ausgelastet sind und im Rechenzentrum ‚laute Nutzungen‘ bislang ausgeschlossen sind.
- Die Schaffung von Proberäumen ist besonders herausfordernd, da die Bauaufsicht extrem hohe Ansprüche an Schall- und Brandschutz legt.
- Grundsätzlich ist die Frage nach Räumen für künstlerisches und kulturelles Schaffen von großer gesellschaftlicher Bedeutung: die Verfügbarkeit von Räumen entscheidet in aller Regel darüber, ob künstlerisches oder soziales Engagement aufgenommen oder fortgeführt wird.
Die Raumfrage bildet sich auch beim Aufgabenfeld der Integration von Geflüchteten ab:
- Die Stadt tut gut daran, Räume für künstlerische und kulturelle Nutzungen zu schaffen bzw. zu erhalten: breite Kulturangebote und kulturelle Bildung leisten wesentliche Integrationsarbeit – für Einheimische wie für Zugewanderte, für Jung wie für Alt.
- Ein paar Beispiele aus der Runde: An der gesellschaftlichen Aufgabe, Geflüchtete zu integrieren, beteiligt sich das Atelierhaus Panzerhalle mit Kursen und Angeboten. In der Scholle 51 wurde ein Atelier an einen geflüchteten Künstler gegeben. Viele Mieter*innen und Besucher*innen des freiLands engagieren sich mit konkreter Hilfe, Seminaren und praktischer Unterstützung.
Von den einzelnen Häusern gab weiterhin es zu berichten:
- Scholle51: Das Haus – unter anderem Basislager des Stadtteilnetzwerk Potsdam-West – war noch vor zwei Jahren durch kurzfristige Verträge gefährdet. Durch solidarischen Protest des stadtweiten Netzwerks konnte ein Verkauf im Herbst 2014 rückgängig gemacht werden. Der daraufhin gegründete Scholle 51 e.V. bereitet nun die Übernahme und Sanierung mithilfe einer Stiftung vor. Eine Herausforderung besteht darin, für die Zeit der Sanierung Ausweichräume für die heutigen Mieter*innen zu finden. Einige Räume in der Scholle sind derzeit verfügbar: vermietung@scholle51.de
- freiLand Potsdam: Voraussichtlich im April kann mit dem Bau von 6 Proberäumen und einem Studio im Haus 4 begonnen werden. Allerdings gibt es für diese Proberäume bereits lange Wartelisten.
- Kreativhaus Rechenzentrum: die derzeit verfügbaren Räume sind vollständig belegt (3. und 4. OG mit ca. 120 Räumen und 110 Nutzer*innen). Erst im September oder Oktober ist mit einer Freimachung des 1. und 2. OG durch das Land Brandenburg zu rechnen, dann werden noch einmal knapp 2.500 qm mit über 150 Räumen verfügbar.
- Mieter*innen und Kulturlobby wollen größere Öffentlichkeit für das Projekt schaffen und in diesem Jahr erste Konzepte für eine längerfristige Nutzung des Hauses erarbeiten. Das Haus bietet die Möglichkeit zu Arbeit und Begegnung in zentralster Lage, erübrigt jedoch nicht die Schaffung uns Sicherung anderer Orte.
- Kulturlobby: Am 1. März 2016 findet um 19:00 Uhr im Thalia-Kino Babelsberg die kostenlose Kino-Premiere der Doku über das Rechenzentrum statt.
Das gut besuchte Treffen hat deutlich gemacht, dass das Rechenzentrum kein Grund ist, die einzelnen Standorte Kreativschaffender in Potsdam zu Konkurrenten werden zu lassen, sondern im Gegenteil: dass das neue Haus zusammen mit der Kulturlobby einen Raum bietet, in dem sich alle treffen und vernetzen können!